Eine Zuschrift, die Mut macht - Das "Genossenschaftswesen" lebt doch noch

Sehr geehrter Herr Bergner,
sehr geehrter Herr Kaltenborn,

der klaren Botschaft im Schreiben von Zentralkonsum - „Im Sinne der Gleichbehandlung mit anderen Rechtsformen und der Stärkung der Genossenschaften ist es an der Zeit, diese „deutsche Spezialität“ ad acta zu legen und per Gesetz zu revidieren – schließe ich mich nachdrücklich an.

Ich tue dies auch in meiner Eigenschaft als Vorstand eines Prüfungsverbandes. In fast 25 Jahren Prüfungstätigkeit habe ich meine – ursprüngliche – Skepsis gegen diese Form einer „Zwangsmitgliedschaft“ nicht aufgegeben.

Ich verstehe „Prüfen“ eigentlich als qualifizierte Dienstleistung zur Förderung von Genossenschaften. Dazu bedarf es keiner „Zwänge“, aber viel Vertrauen und nachvollziehbaren Nutzen für den „Kunden“.

Schon Begriffe wie „Prüfungsverband“ und „Pflichtprüfung“ assoziieren wenig zu dem, was eigentlich Genossenschaften und Mitglieder benötigen, um als „Förder-Rechtsform“ ihrem latenten Vorteil durch Teilhaberschaft zur Wirkung zu bringen. Die personelle Ausrichtung in solchen Verbänden bietet dafür ebenso wenig Gewähr, wie die Einführung dieser Art von „Qualitätsprüfung“ und die „Zwangsmitgliedschaft der PV`s in der WPK. ….

Mein Leitbild ist die Schaffung von Faszination für Genossenschaft, für Cooperation. Wie viel der über 21 Mio. Genossenschaftsmitglieder konnten wir – d.h. die Verbände - wirklich schon begeistern?

Gut getan hat uns - nach Gründung im Jahre 1991 eine „Eingliederung“ in eine zentrale Struktur vermieden zu haben. Das macht uns offen für neue genossenschaftliche Entwicklungen. …

Im europäischen Kontext ist Deutschland weit davon entfernt, in Fragen eines zukunftsfähigen, modernen Genossenschaftswesens, Orientierungen geben zu können. Spricht man dort über so etwas wie „Pflichtprüfungen“, erfährt man nur Unverständnis.

Das alles hat natürlich auch viel mit Verbänden zu tun, vor allen solchen, die vorgeben, das Genossenschaftswesen in Deutschland zu repräsentieren. Sie sind zweifellos groß und einflussreich, aber macht sie das auch bereits intelligent?

Neben den „Großen“, gibt es jedoch inzwischen auch eine Anzahl von anderen Genossenschaftsverbänden. Um, deren Einfluss zur Geltung zu bringen, wäre es angemessen, wenn dort über Kooperation nachgedacht wird. Eine Kooperation der „Unabhängigen“ könnte uns durchaus befähigen, das zu erzeugen, was jetzt einem modernen Genossenschaftswesen dienlich wäre, in Deutschland und in Europa.

Wenn Prüfungswesen, dann eines, was im Dienste der Menschen in Genossenschaften steht, von dem Impulse ausgehen, die z.B. nachhaltig den Förderzweck stärken und Orientierungen für Unternehmenserfolge geben. … 

Weil Sie, lieber Herr Kaltenborn, wegen Ihrer klaren und nachvollziehbaren Sicht zu einer „Zwangsprüfung“, bestens im Thema sind, möchte ich Sie ermutigen, die Initiative zu ergreifen, aktiv zu werden. Eine Arbeitsgruppe – verbändeübergreifend besetzt – wäre sicherlich ein guter erster Schritt, um Klarheit für die Zukunft zu haben. Was es jetzt vor allem bedarf, ist sich an den Interessen der Menschen in Genossenschaften zu orientieren. Keine Genossenschaft käme auf die Idee sich einer Dienstleistung zu verschließen, die für sie - rechtsformbezogen – werthaltig ist. Ich verhehle nicht, dass für Genossenschaften ein spezialisiertes „Modernes Beratungs- und Prüfungswesen“ viel Sinn machen könnte. Und wenn die Verbände sich als „Dienstleister mit Leidenschaft und preisbewusster hoher Kompetenz“ präsentieren, werden sie auch ohne „Zwang“ guten Zulauf haben …

Fast alle Länder in Europa beweisen es: Faszination und Erfolg in Sachen Kooperation (Genossenschaft) hat wenig mit „Zwang“ zu tun – eher scheint das Gegenteil der Fall zu sein.   

Mit herzlichen Grüßen

Gerd K. Schaumann

Vorstand

MMW Bundesverband der Cooperationswirtschaft e.V.

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